Der Vagusnerv – Schlüssel zur inneren Balance
- Angela Hässig
- 30. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 31. Aug.

Was ist der Vagusnerv?
Der Vagusnerv (lateinisch Nervus vagus) ist der zehnte Hirnnerv und zieht wie ein weit verzweigtes Netzwerk vom Gehirn über Hals und Brust bis in den Bauchraum. Kein anderer Nerv unseres Körpers reicht so weit.
Seine Hauptaufgabe: Er aktiviert den Parasympathikus, also den Teil unseres Nervensystems, der für „Rest & Digest“ zuständig ist – Ruhe, Verdauung, Heilung.
Konkret steuert er unter anderem:
Herzfrequenz und Blutdruck
Atmung
Verdauung (Magen, Darm, Bauchspeicheldrüse, Leber)
Stimme, Schlucken und Hustenreflex
Bemerkenswert: Rund 80 % seiner Nervenfasern leiten Informationen vom Körper zum Gehirn. Unser Bauchgefühl ist also weit mehr als ein Sprichwort – es ist eine direkte Leitung ins Gehirn.
Stress, Emotionen und die Polyvagal-Theorie
Der Vagusnerv ist eine Brücke zwischen Körper, Psyche und Immunsystem. Er aktiviert nicht nur Regeneration, sondern wirkt auch entzündungshemmend. Chronischer Stress kann diese Regulation blockieren – mit Folgen wie innerer Unruhe, Verdauungsproblemen oder dauerhaften Entzündungen.
Die Polyvagal-Theorie des Forschers Stephen Porges geht noch weiter:
Ist der Vagus aktiv, fühlen wir uns sicher, verbunden und sozial offen.
Gerät er aus dem Gleichgewicht, erleben wir Angst, Rückzug oder Übererregung.
Der Vagusnerv beeinflusst also nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch, wie wir Beziehungen gestalten und wie wir die Welt emotional wahrnehmen.
Anzeichen einer Vagus-Dysbalance
Wenn der Vagusnerv aus dem Takt gerät, können unterschiedliche Beschwerden auftreten, zum Beispiel:
Herzrasen oder Herzrhythmusstörungen
Verdauungsprobleme wie Reizdarm
Atembeschwerden, Kurzatmigkeit
Heiserkeit, Kloß im Hals
chronische Entzündungen
Oder auch Angst, Erschöpfung oder depressive Verstimmungen.
Den Vagusnerv stärken – ganzheitlich und einfach
Die gute Nachricht: Wir können den Vagusnerv gezielt trainieren und seine Aktivität (den sogenannten Vagustonus) verbessern. Das geht oft schon mit kleinen Übungen im Alltag:
Atemübungen: tiefe Bauchatmung, langsames Ausatmen
Kälte: kaltes Wasser ins Gesicht, Wechselduschen
Stimme: Summen, Singen, Mantra oder Vokale tönen
Bewegung: sanftes Yoga, Qi Gong, Spaziergänge in der Natur
Soziale Nähe: Umarmungen, Gespräche, liebevolle Berührungen
Achtsamkeit & Meditation: innere Ruhe, mehr Resilienz
Ernährung: Omega-3-Fettsäuren und entzündungshemmende Lebensmittel
Fazit
Der Vagusnerv ist weit mehr als nur ein „Techniker“ für unsere Organe. Er ist ein Schlüssel zur inneren Balance:
biologisch – als Steuerzentrale für Herz, Lunge und Verdauung
psychologisch – als Vermittler zwischen Stress, Emotionen und Wohlbefinden
spirituell – als Nerv der Verbundenheit, der uns Sicherheit, Vertrauen und Mitgefühl schenkt
Wer ihn pflegt und trainiert, kann Stress besser bewältigen, gesünder leben und eine tiefere innere Ruhe erfahren.
🌀 Hier mein Tipp für dich:
Die folgende Vagus-Yoga Sequenz kann morgens oder abends geübt werden – oder immer dann, wenn Stress, Anspannung oder Unruhe spürbar sind. Schon 20 Minuten täglich reichen, um den Vagusnerv nachhaltig zu stärken und innere Balance zurückzugewinnen.
🧘♀️ 20-Minuten-Vagus-Yoga
(sanft, entspannend, auch für Einsteiger:innen geeignet)
1. Ankommen & Bauchatmung (2 Minuten)
Setze dich aufrecht oder lege dich in Rückenlage.
Eine Hand auf den Bauch, die andere auf das Herz.
Schließe die Augen, atme tief in den Bauch ein und verlängere bewusst das Ausatmen.
(z. B. 4 Sekunden ein, 6–8 Sekunden aus).
2. Supta Baddha Konasana – liegender Schmetterling (3 Minuten)
Rückenlage, Fußsohlen aneinander, Knie nach außen sinken lassen.
Hände bleiben auf Bauch und Herz.
Atme bewusst in den Bauchraum.
Wirkung: Erdung, tiefe Entspannung, Aktivierung des Vagus.
3. Setu Bandhasana – Schulterbrücke (3 Minuten)
Rückenlage, Füße hüftbreit aufstellen, Wirbelsäule langsam anheben.
Becken oben halten, Schultern nach unten ziehen.
Atme gleichmäßig.
Wirkung: sanfte Bauchkompression, Herzöffnung, Aktivierung innerer Organe.
4. Viparita Karani – Beine an der Wand (4 Minuten)
Rückenlage, Beine nach oben an eine Wand legen.
Arme entspannt seitlich.
Augen schließen, ruhiger Atem.
Wirkung: Entlastung des Herzens, tiefe Regeneration.
5. Balasana – Kindhaltung (3 Minuten)
Fersensitz, Oberkörper nach vorne sinken lassen.
Stirn auf die Matte, Arme nach vorne oder neben den Körper.
Atme tief in den Rücken und Bauch.
Wirkung: beruhigt das Nervensystem, fördert Vertrauen und innere Sicherheit.
6. Matsyasana – sanfter Fisch (3 Minuten)
Rückenlage, Brustkorb leicht anheben, Ellbogen stützen den Oberkörper.
Kopf sanft nach hinten legen, Kehle geöffnet.
Wirkung: öffnet den Herz- und Kehlraum → direkte Stimulation des Vagusnervs.
7. Bhramari-Pranayama – Bienensummen (2 Minuten)
Aufrecht sitzen, Augen geschlossen.
Tief einatmen, beim Ausatmen summen wie eine Biene.
Die Vibration im Brustkorb und Kopf spüren.
Wirkung: beruhigt Geist & Nerven, stimuliert Vagus durch Vibration.
8. Savasana – Endentspannung (3 Minuten)
Flach auf den Rücken legen, Beine leicht geöffnet, Arme entspannt neben dem Körper.
Spüre nach: Herzschlag, Atem, Ruhe im Körper.
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